Geschichtsliebende, Holzfanatische, technisch Interessierte und auch sonst alle: Aufgepasst!
Hier vor der Kulturwarenfabrik ist eine kleine aber feine Outdoor-Schaustelle unserer antiken Holzbearbeitungsmaschinen entstanden. Kommt doch auf einem Spaziergang oder auch so gerne mal vorbei und schaut sie Euch an! Einen kleinen Vorgeschmack könnt Ihr schon hier auf den Fotos genießen.
Um Euch etwas auf Euren Besuch vorzubereiten, begeben wir uns im folgenden Text auf eine kleine Reise in die Vergangenheit:
Wir befinden uns im Jahr 1878, in welchem Ernst Kirchner das Unternehmen Deutsch-Amerikanische Maschinenfabrik Ernst Kirchner & Co. gründete, welches sich hier in Leipzig niederließ. Da es 1896 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, ist es in den Folgejahren als die Kirchner & Co. AG bekannt. Die Entwicklungsgeschichte des Unternehmens ist gewissermaßen gleich zu setzen mit der Entwicklung des Holzbearbeitungsmaschinenbaus in Deutschland. Denn in der Gründungszeit gab es hier nur wenige zurückhaltende Anfänge auf diesem Gebiet, weshalb Maschinen zur Holzbearbeitung in großem Stil aus Amerika importiert worden sind. Als Kirchner mit dieser Beobachtung auf seinen zahlreichen Reisen als angestellter Konstrukteur wiederkehrend konfrontiert war, setzte er sich in den Kopf Schöpfer eines neuen deutschen Industriezweig zu werden. So sollte es auch kommen, denn das Unternehmen wuchs in rasender Geschwindigkeit und entwickelte immer mehr bahnbrechende Maschinen. Diese Fortschritte und Errungenschaften der Firma sind, besonders in den Anfangsjahren, nicht zuletzt auf die Persönlichkeit von Ernst Kirchner zurückzuführen. Sein schöpferischer Geist und einzigartiger Führungsstil waren wegweisend für eine produktive Arbeitsstätte.
Doch die Kirchner & Co. AG ist nicht das einzige Unternehmen, welches zu dieser Zeit hier in Leipzig Holzbearbeitungsmaschinen entwickelte und produzierte. Weitere ebenso wirtschaftsstarke Firmen waren: Lorenz & Kirsten Maschinenwerke, welche ihren Sitz in Böhlitz-Ehrenberg Gundorf hatten, und Stoll & ElschnerLeipzig. Zweiteres Unternehmen heißt mittlerweile Selp-Werke und befindet sich auf der Naumburger Straße 38. Der Teil der Produktion in dem früher Armaturen gegossen worden sind, war auf der Gießerstraße 18 und 20. Eines dieser beiden Objekte ist heutzutage ein Wohnhaus und das andere steckt gerade noch im Renovationsprozess. Auch ein Teil des ehemaligen Standorts vom Kirchner Maschinenwerk ist heute noch erhalten. Nämlich das Häuschen auf dem Torgauer Platz 6, in dem sich heute eine Filiale von Jacques` Weindepot befindet. (www.jacques.de)
Aber abgesehen davon, dass die Maschinen auf Grund des Herstellungsstandortes Leipzig interessant sind, was macht diese alten Holzbearbeitungsmaschinen so besonders? Dafür gibt es einige Gründe! Zum einen standen sie damals für Qualität, welche sich natürlich auch darin auszeichnet, dass sie heute noch erhalten und theoretisch einsetzbar sind. Aber insgesamt stehen sie viel mehr für eine Revolution der Holzverarbeitung, welche in Deutschland maßgeblich durch diese Unternehmen und ihre Maschinen industrialisiert werden konnte. Dadurch wurde das Arbeiten mit Holz sicherer für die Arbeitenden, wesentlich Zeit effizienter und natürlich auch weitaus präziser.
Mittlerweile haben sich mehrere Modelle dieser Maschinen als Standard in der Holzbearbeitung etabliert. Heutzutage sind sie natürlich wiederum effizienter und hinsichtlich des Arbeitsschutzes glücklicherweise um Weiten fortschrittlicher. Doch mit der organischen Ästhetik und der sichtbaren Bearbeitung des Werkstückes können sie leider nicht mithalten. Besonders Maschinen für große Fabriken sind heute tendenziell so konstruiert, dass das zu bearbeitende Holzelement in eine Richtung durch das Gerät, welches meist eine kastenförmige Bauweise hat, geführt wird und am anderen Ende auf einem Fließband fertig herauskommt. Dabei werden die gewünschten Werte vorher eingestellt- also provokativ formuliert: „nur ein paar Knöpfe gedrückt“. Ganz im Gegensatz zu den alten Maschinen, bei denen man viel mehr mit der Maschine arbeitet, als dass sie für einen arbeitet, wie es heute der Fall ist. Aber sicherlich nicht hier bei uns in der Kulturwarenfabrik! Wir befinden uns in der goldenen Mitte zwischen den, vor unserer Haustür ausgestellten, alten Leipziger Maschinen und denen, die heute industriell eingesetzt werden. Unsere Maschinen machen das Arbeiten zwar effizienter, aber der größte Teil des Prozesses bis hin zum fertigen Produkt wird hier noch mit der Hand gemacht und darauf sind wir stolz.
Doch genug geschwärmt - überzeugt Euch doch selbst von der Schönheit und der komplexen Funktionsweise der alten Leipziger Holzbearbeitungsmaschinen in der Outdoor Schaustelle hier bei uns in der Kulturwarenfabrik! Und bei der Gelegenheit könnt ihr, um einen circa 140 jährigen Zeitsprung zu machen, einen kleinen Blick in unsere Werkstatt werfen. Wir freuen uns auf Euch!
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